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Habsburgs Untergang – Mitteleuropas Anfang
Sous la direction de Walter Schmitz, Jacques Lajarrige et Giusi Zanasi
Im 19. Jahrhundert ist ›Mitteleuropa‹ noch kein kulturelles Konzept, sondern ein geopolitisches Problem. Um die Vorherrschaft in diesem Raum konkurrieren die Großmächte Preußen, Habsburg und Russland. Im Ersten Weltkrieg wird die Dominanz in Mitteleuropa zum weitgreifenden Kriegsziel des Kaiserlichen Deutschland. Erst mit der völligen Neuordnung dieses Raumes durch den Versailler Vertrag werden Konzepte der kulturellen Sinnhaftigkeit von Großräumen, wie sie seit Anfang des 19.Jahrhunderts entstanden waren, für ›Mitteleuropa‹ angeeignet – freilich in doppelter Ausprägung, und ausgehend vom untergegangenen Habsburgerreich. Die jungen Nationen feierten den Untergang des ›Völkerkerkers‹; im ›Mythos von Habsburg‹ wurde dagegen das Miteinander unter einem Kaiser in Frieden zur Vergangenheitsutopie – aber auch die Dekadenz dieses Reiches. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird ›Mitteleuropa‹ dagegen zum utopischen Ort kulturellen Widerstands gegen das Sowjetimperium, sodass die Revolutionen von 1989 für kurze Frist wie die Einlösung einer ›mitteleuropäischen‹ Utopie erscheinen. Mittlerweile setzt sich freilich eine Realpolitik durch, die das Erbe der Diktatur vielleicht ideologisch ablehnt, deren Praktiken aber in einer ›illiberalen Demokratie‹ weiterführt. So findet ›Mitteleuropa‹ einmal mehr seinen Ort nur noch in der Kultur, der Literatur zumal.
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