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CfP: Fachsprachenunterricht für Studierende der Geistes-, Human- und Sozialwissenschaften (ALL-SHS)
Organisiert von den Forschungszentren LLA-Créatis (Lettres, Langages et Arts), CAS (Cultures Anglo-Saxonnes), CREG (Centres de Recherches et d’Études Germaniques) und EFTS (Éducation, Formation, Travail, Savoirs)
Im Fokus der internationalen Tagung, die am 11. und 12. Mai 2023 an der Universität Toulouse – Jean Jaurès stattfindet, steht eine interdisziplinäre und mehrsprachige Reflexion über die Vermittlung von Fachsprachen und -kulturen im Rahmen der akademischen Ausbildung in den Studienfächern Kunst, Literatur und Sprachen sowie Human- und Sozialwissenschaften (die in Frankreich unter der Bezeichnung ALL-SHS zusammengefasst werden), wobei ein Raum für den Dialog zwischen verschiedenen Disziplinen und Wahrnehmungsmustern geschaffen werden soll. Im Rahmen dieser von den drei Toulouser Universitäten (Capitole, Jean Jaurès und Paul Sabatier sowie deren Forschungsgruppen LLA-Créatis, CREG, CAS und EFTS) getragenen Veranstaltung soll auf den Fremdsprachenunterricht an Universitäten oder an anderen Hochschuleinrichtungen eingegangen werden, sowohl in Frankreich als auch im Ausland. Dieser Fremdsprachenunterricht soll fachübergreifend bzw. fachergänzend zum Hauptstudium in unterschiedlichsten Studienfächern angeboten werden (wie u.a. Kunst, Literatur, Geschichte, Sprachwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie oder Soziologie) und kann das Zusatzangebot von Bachelor bis Promotion umfassen. Die Tagung zielt darauf ab, erste Toulouser Forschungsarbeiten zu Fachsprachen in den ALL-SHS-Fächern, u.a. jene der Forschungszentren LLA-Créatis für Spanisch (zwei Tagungen 2021 und 2022) und CAS für Englisch (zwei Tagungen 2017 und 2018, organisiert von CAS/LLSETI) auszubauen, zusammen- und weiterzuführen.
Die im Rahmen der Hochschulausbildung als Wahl- oder Pflichtfach angebotenen Sprachkurse, die in Frankreich unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt sind („enseignements de langue pour non spécialistes“ – Sprachkurse für Nichtspezialisten, „LANSAD“– Sprachen für Spezialisten anderer Disziplinen, „option langue“ – Wahlfach Sprache, „langue vivante“ – lebende Fremdsprache, „langue de spécialité“ – Fachsprache usw.), gliedern sich auf unterschiedliche Weisen in das Hauptstudium der Studierenden ein, wobei sich zwei folgende Haupttendenzen abzeichnen. Während einige dieser Kurse unmittelbar an das Hauptfach gebunden sind – dies ist der Fall der sogenannten „Fachsprache“ („langue de spécialité“) –, sind andere allgemeiner gehalten und stellen eine Fortsetzung des Sprachunterrichts dar, wie er bereits im Rahmen des am Beginn des Erwerbs stehenden Sekundarstufenunterrichts erfolgte. Der Bereich LANSAD (Langues pour spécialistes d’autres disciplines – Kurse für Deutschlernende aller Fachrichtungen), dessen Bezeichnung 1993 von Michel Perrin (Mémet 2001: 312) geprägt wurde, umfasst somit sowohl allgemeine als auch fachspezifische Sprachkurse, und sein rascher Aufschwung zeichnet sich durch große Heterogenität aus. Außerhalb des europäischen Rahmens, der durch die Verbreitung von Referenzinstrumenten wie GER (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen) und ESP (Europäisches Sprachenportfolio) nun über eine gemeinsame Grundlage verfügt, ist ein gewisser Mangel an Übersichtlichkeit zu verzeichnen. Für die ALL-SHS-Studiengänge fehlt dazu weiterhin eine richtige Sprachenpolitik (Rivens-Mompean 2013: 32). Dabei erscheint die Spezialisierung des Fremdsprachenunterrichts doch als ein wesentlicher Pfeiler der Hochschulausbildung, auf Ebene der Berufseinbindung von Studierenden ebenso wie auf Ebene der Internationalisierung der Studiengänge (Van der Yeught 2014).
Ziel der Tagung ist es, einen Forschungsraum zu schaffen, der zur Erhellung dieser Thematik beiträgt, nach Vorbild jener Forschungsarbeiten, die zu den Fachsprachen in Experimental-, Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften durchgeführt wurden, und das in Bezug auf mehrere Sprachen – beispielsweise Englisch, Spanisch, Deutsch, FLE (Français Langue étrangère – Französisch als Fremdsprache) – und auf unterschiedliche kulturelle Kontexte. Die aus der Tagung hervorgehenden Erkenntnisse werden entschieden vielfältig ausfallen. Berücksichtigt werden dabei alle universitären Ausbildungsniveaus (Bachelor, Master, Promotion, eventuell Postdoc und Erwachsenenbildung), ebenso wie alle Arten von Hochschuleinrichtungen (Universitäten, Schulen, Institute etc.). Präsentiert, analysiert und verglichen werden konzeptuelle Zugänge, pädagogische Praktiken und Projekte sowie die für verschiedene Länder, Milieus, Strömungen oder Institutionen jeweils spezifischen Sprachenpolitiken. Das übergeordnete Ziel dieser Tagung besteht darin, ein besseres Verständnis des fachsprachlichen und fachkulturellen Unterrichts innerhalb der Hochschuleinrichtungen zu schaffen und seine Anbindung an die jeweiligen Hauptstudienfächer der ALL-SHS-Studiengänge zu begreifen. Mag die englische Sprache aufgrund der Unabkömmlichkeit ihrer Beherrschung z. B. in den Experimentalwissenschaften, in Recht oder Wirtschaft als die lingua franca erscheinen, ist dies nicht unbedingt der Fall in den ALL-SHS-Fächern, denen diese Tagung gewidmet ist.
Themenschwerpunkte und Zeitplan
Beiträge können zu den folgenden Themenfeldern der Tagung eingereicht werden: a) epistemologische Fragen, die die Lehre von Fachsprachen und -kulturen in den Studienfächern Kunst, Literatur, Sprachen, Human- und Sozialwissenschaften aufwirft, b) die Bedürfnisse der Lernenden, c) die pädagogische Praxis, aber auch d) die Sprachenpolitiken, die in der französischen und internationalen Hochschullehre u.a. zum Zweck der Internationalisierung des Bildungsangebots umgesetzt werden.
Die Vorträge sollen sich vorrangig mit folgenden Aspekten befassen:
- Epistemologische Fragestellungen. Worauf genau verweisen die Begriffe „Fachsprache und Fachkultur“? Besitzen die Fachbereiche der Human- und Sozialwissenschaften, der Künste, Literaturen und Sprachen und deren zugehörige Berufsfelder aus Sicht der Fachsprachen/-kulturen gewisse Besonderheiten? Gibt es Unterschiede zwischen fachlichen und geografischen Gebieten? Welche Rolle spielt die Kultur in den jeweiligen Fachgebieten oder Sprachen? Welche Unterschiede gibt es in diesen Fachgebieten zwischen dem Englischen und anderen Sprachen? Inwiefern ist der „universelle“ Charakter des Englischen (lingua franca) als Illusion zu entlarven, vor allem, wenn kulturelle Aspekte ins Spiel kommen? Welche Stufen und Formen der Spezialisierung lassen sich identifizieren? Welche sind die Besonderheiten und die Rolle der Sprachen mit universitärer Ausrichtung (z.B. FOU – Français sur objectifs universitaires – Wissenschaftsfranzösisch oder Wissenschaftsdeutsch) im Bereich ALL-SHS?
- Sprachliche Aspekte. Welche Fachsprachen gibt es in den einzelnen Fachbereichen? Wie drückt sich das Fachliche in den Berufsgemeinschaften dieser Gebiete aus? Welche Forschungsarbeiten wurden bereits durchgeführt oder wären noch durchzuführen, um jene sprachliche Grundlage, die diese Fachsprachen unterscheidet oder verbindet, beschreiben zu können? Welche Forschungsmethodologien (Erhebung und Analyse der Felddaten) müssen dazu eingesetzt werden?
- Pädagogische Aspekte.
Bedürfnisse der Lernenden. Welchen Mehrwert kann der einschlägige Fachsprachenunterricht den Studierenden bringen, die in einen human- oder sozialwissenschaftlichen Studiengang eingeschrieben sind bzw. Kunst, Literatur oder Sprachen studieren? Wie spiegelt sich dieser in ihrer universitären Ausbildung, in der Vorbereitung eines Mobilitätsvorhabens oder in ihren Berufschancen wider? Welche Bedeutung haben einschlägige fachliche Sprach- und Kulturkompetenzen im Hinblick auf den Studienabschluss (Bachelor, Master, Promotion) oder auf das Sprachniveau? Welche Bedürfnisse gibt es in Bezug auf Fachsprachenunterricht jenseits der Englischkurse? Kann der fachspezifische Unterricht beim Erwerb einer Fremdsprache eine motivierende Rolle spielen? Welche Sprachfertigkeiten, welche kulturellen Kenntnisse und welche interkulturellen Kompetenzen werden im Fachsprachenunterricht angestrebt? Welche fachlichen Fertigkeiten im Bereich des prozeduralen Wissens (savoir-faire) und welche persönlichkeitsbezogene Kompetenz im beruflichen Kontext (savoir-être) werden anvisiert?
Lehrinhalte. Welche pädagogischen Maßnahmen wären je nach Fachgebiet die angemessensten? Für welche Sprachniveaus? Rund um welche Schwerpunkte (sprachlich, thematisch, pragmatisch usw.) kann die Spezialisierung angesiedelt werden und nach welchem Stufenmodell? Welche pädagogischen Lehrmaterialien sind notwendig? Welche Unterschiede gibt es in Bezug auf die einzelnen Sprachen? Welche Verbindungen herrschen zwischen Sprache und Kultur vor? Welche möglichen Verbindungen gibt es zum angestrebten Berufsfeld?
- Ausbildung von Lehrenden. Welche Ausbildung ist der fachsprachlichen und fachkulturellen Lehre angemessen? Welche Unterschiede gibt es zwischen den Fachgebieten, zwischen den Sprachen? Welche institutionellen Gebundenheiten lassen sich feststellen? Und welche Verbindungen zum Forschungsauftrag der Lehrkräfte?
- Institutionelle/ politische Aspekte. Welche Rolle kann der Fachsprachenunterricht für eine Hochschuleinrichtung in Bezug auf deren Bildungsangebot, Attraktivität, Image, Internationalisierung, oder auch auf die Personalbeschaffung darstellen? Welchen Stellenwert hat der Fachsprachenunterricht innerhalb der Sprachenpolitik der Einrichtung? Welchen Mehrwert können Zertifikate in der Fachsprache darstellen? Sollte man davon ausgehen, dass ein Bestreben der Universität darin besteht, zur und über Forschung auszubilden, welche Verbindungen gibt es dann zwischen dem Fachsprachenunterricht und der Forschung? Welche Bedeutung ist den anderen Sprachen neben dem Englischen beizumessen? In welcher Hinsicht können Lehrende der Fachsprachen und -kulturen zur Förderung von Mehrsprachigkeit beitragen, u.a. ausgehend von der universitären Einrichtung?
Die Tagung richtet sich an alle Lehrkräfte und Forscher/innen, die sich für den Fachsprachenunterricht im Rahmen der Studienfächer Kunst, Literatur, Sprachen, Human- und Sozialwissenschaften interessieren, aber auch an alle in den genannten Bereichen Tätigen, die in internationale Projekte eingebunden sind.
Vortragssprachen sind Französisch, Englisch, Spanisch und Deutsch.
Bitte senden Sie Ihr Abstract (ca. 300 Wörter, exkl. Literatur) sowie Angaben zu Ihrer Person (max. 10 Zeilen) bis spätestens 30. September 2022 an folgende Adressen: lsc2023@univ-tlse2.fr und emilie.lumiere@univ-tlse2.fr. Die Rückmeldung erfolgt bis zum 31. Oktober 2022.